Jahresbericht 2022 16 EINSATZ EINSATZ EINSATZ Hochwasserkatastrophe 2021 Würdige Ehrung für die Einsatzkräfte E twa 1.000 ehrenamtliche Helfer der DLRG waren während der Flutkatastrophe im Juli 2021 allein in Nordrhein-West- falen im Einsatz. Ende September 2022 wurden 512 Helferinnen und Helfer des Landesverbandes Nordrhein in der Essener Grugahalle für ihren Einsatz geehrt. Diejenigen, die damals im Einsatz waren, werden die damit verbundenen Bilder und Erlebnisse wohl ihr ganzes Leben lang nicht vergessen. Tief „Bernd“ ließ Bäche innerhalb kür- zester Zeit zu reißenden Strömen anschwellen, die alles mit sich rissen, was ihnen im Weg stand. Entsprechend kurz waren die Reaktionszeiten für alle Hilfskräfte. Am 30. September standen nun all die Helferinnen und Helfer als Ehrengäste im Mittelpunkt, die seinerzeit stunden- und ta- gelang bereitstanden. Es ging nicht mehr darum, alles perfekt „nach Protokoll“ zu erledigen, sondern akut Menschen aus Lebensgefahr zu retten. Nicht wenige gerieten dabei selbst in brenzlige Situationen. Alle, die in den entsprechenden Einsatz- listen geführt sind, waren eingeladen, einer Abendveranstal- tung zu ihren Ehren in der Essener Grugahalle beizuwohnen und die Würdigungen entgegenzunehmen. Anerkennung vom Innenminister Das (politische) Geschehen im Nachgang der Katastrophe arbeitete NRW-Innenminister Herbert Reul auf. Er war nicht nur für eine Rede gekommen, sondern übernahm als Schirm- herr der Veranstaltung – gemeinsam mit DLRG Präsidentin Ute Vogt, Landesverbandspräsident Stefan Albrecht und dem Inspekteur für Brand- und Katastrophenschutz im Innenminis- terium, Helmut Probst – die Medaillenübergabe. „Noch wäh- rend der laufenden Einsätze ging in der Politik die Diskussion um Fehler und Versäumnisse los, was ich persönlich für völ- lig unangebracht hielt“, meinte Reul im Rahmen seiner Aus- führungen. „In dieser außergewöhnlichen Katastrophe ist von allen Organisationen Herausragendes geleistet worden und das lässt sich gar nicht genug würdigen. Sie alle waren ein Teil davon. Das Teamwork hat mich persönlich ganz besonders beeindruckt.“ Die an diesem Tag zur Würdigung überreichten Medaillen könnten nicht mehr als ein Symbol sein. Man könne sich davon nichts kaufen und auch nichts für sie eintauschen, aber sie seien das Mindeste, was als Dankeschön getan wer- den könne. In den Wochen und Monaten nach der Katastrophe habe es viele Gespräche gegeben, die nicht nur das Geschehene auf- arbeiten, sondern vor allem Konsequenzen für die Zukunft des Katastrophenschutzes ziehen sollten. „Es ist damals viel richtig gemacht worden, aber wir haben auch deutliches Ver- besserungspotenzial im Katastrophenschutz. Ich bin sehr froh und dankbar, dass in diesen Runden vor allem diejenigen mit hohem Sachverstand beteiligt waren, die selbst an vorders- ter Linie mit dabei waren. Die DLRG hat enorm an Reputation gewonnen, in der Politik und bei den anderen Hilfsorganisa- tionen. Denn Sie waren es, die die Boote hatten, die helfen konnten, wo niemand sonst mehr hinkam. Seien Sie ruhig ein bisschen stolz auf das, was Sie geleistet haben.“ Seit dem Starkregenereignis hat man in vielen Veranstaltungen den Ein- druck bekommen, der Innenminister und seine Mitarbeiter im Ministerium seien enger an die Hilfsorganisation herangerückt als je zuvor. „Ihr habt einen fantastischen Job gemacht“ Landesverbandspräsident Stefan Albrecht hatte bereits vor dem Innenminister den offi ziellen Teil des Ehrungsabends ein- geläutet. Nach der Begrüßung der Teilnehmenden gab er das Wort zunächst an Herwarth Schweres ab, der als Notfallseel- sorger selbst im Einsatz war. Er ging auf die Opfer ein und leitete eine Schweigeminute für alle von der Flut Betroffenen und die in diesem Zusammenhang Verstorbenen ein. Anschlie- ßend blickte Präsident Albrecht aus Sicht der DLRG auf die Er- eignisse zurück und stellte die besonderen Herausforderungen heraus. Er hob auch die daheimgebliebenen Familien hervor, die teilweise lange nicht wussten, wie es ihren im Einsatz be- fi ndlichen Angehörigen ging. „Wurden wir von Teilen der Be- völkerung bisher nur über die Schwimmausbildung oder den Wasserrettungsdienst wahrgenommen, so vervollständigte sich dieses Bild durch eigenes Erleben vieler Menschen um die Facette des Katastrophenschutzes. Dabei wurde deutlich, dass wir neben unserem ehrenamtlichen Einsatz nahezu aus- schließlich Material in den Einsatz gebracht haben, das wir aus eigenen Mitteln fi nanziert haben.“ Dankbar zeigte sich Stefan Albrecht auch in Richtung Politik, die im Landeshaushalt erst- mals einen Betrag von 1,5 Millionen Euro für die Beschaffung von Fahrzeugen für die Wasserrettungszüge bereitgestellt hat- te. Er machte aber auch deutlich, dass mit dieser Summe vor- aussichtlich nur die Hälfte der 20 Wasserrettungszüge im Land zielgerichtet ausgestattet werden kann. Dementsprechend rief er die Landespolitik zu einer Verstetigung der Ausgaben zu- gunsten der Wasserrettungszüge auf. Seinen Auftritt schloss der LV-Präsident mit Worten, die er wieder an die Ehrengäste richtete: „Ihr habt einen fantastischen Job gemacht, egal ob in vorderster Linie in den Katastrophengebieten, in den Stäben, der Koordinierungsstelle, der Logistik oder Verwaltung. Danke für euren Einsatz, ich bin wirklich stolz auf euch – auf jede Ein- zelne und jeden Einzelnen.“