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Sturmflut 1962
Die Männer und älteren Jugendlichen der DLRG an der schleswig-holsteinischen Westküste haben bei der schrecklichen Sturmflutkatastrophe am 16./17. Februar 1962 ihren Mann gestanden. Das kann jetzt nach dem Vorliegen verschiedener Erfahrungsberichte ohne Überheblichkeit gesagt werden. Überall, wo sie gebraucht wurden, stellten sich die Helfer der DLRG sofort zur Verfügung. Die schleswig-holsteinische Westküste war erheblich gefährdet. An zahlreichen Stellen kam es zu Deichbrüchen und Überschwemmungen. Evakuierungen mussten - zum Teil auch aus Vorsichtsgründen - vorgenommen werden. Neben zahlreichen Einzeleinsätzen im Raume Pinneberg und Elmshorn, wo die DLRG-Mitglieder spontan an die Katastrophenstellen eilten, um mitzuhelfen, lag der Schwerpunkt der DLRG-Tätigkeit in der Katastrophennacht im Raume Dithmarschen. Der dortige Bezirksleiter und stellvertretende Landesvorsitzende von Schleswig-Holstein, Kam. Rhaden, schreibt darüber: "Der Bezirk Dithmarschen gehört seit 1958 zur Katastrophen-
Einsatzgruppe im Kreis Norderdithmarschen. Der Vertreter
bei der Einsatzleitung ist der Bezirksleiter oder dessen Vertreter. Ich selbst blieb in Büsum, da hier die Gefahr eines Deichbruches beistand. Beim Kreis vertrat mich mein Stellvertreter, Kam. Dr. Niggeschulze. Um 20 Uhr bekam ich die erste Bereitschaftsalarmierung, die ich umgehend an unsere erste Einsatzgruppe im Küstengebiet weitergab mit dem Hinweis, dass die Ortsgruppen unmittelbar an der Küste - also Lunden, Wesselburen, Büsum, Meldorf, Marne und Brunsbüttelkoog - im Einsatzort verbleiben sollten. Die auf der Geest liegenden Gruppen bekamen nur Bereitschaftsalarm, um für den Fall eines Einsatzbefehls zur Verfügung zu stehen. Bei ihnen handelte es sich um die Ortsgruppen Heide, Albersdorf, Burg, Tellingstedt und Ilennstedt. Nach Absprache mit der Einsatzleitung sollte die DLRG als Evakuierungs- und Bergungsgruppe eingesetzt werden. Für uns war also die Aufgabe vorgesehen, bei Deichbruch sofort mit der Rettung und Bergung im Gefahrengebiet zu beginnen. Von 22 Uhr an beobachteten wir die Gefahrenstellen in Büsum und unterrichteten laufend unseren Vertreter beim Einsatzstab. Das Wasser stieg um 23 Uhr bis an die Deichkrone. Große Wellenbrecher überfluteten den Deich, so dass die Wassermassen in den Hafen flossen. Am Deich selbst bildeten sich große Löcher, so dass die Gefahr eines Deichbruchs bestand. Als um 23.30 Uhr das Wasser wieder abzulaufen begann, war die größte Gefahr erst einmal gebannt. Erst danach konnten wir einen Überblick gewinnen, wie haarscharf wir einer Deichbruchkatastrophe entgangen waren. Es zeigte sieh auch, dass die meisten Menschen gar nicht daran gedacht hatten, dass ihnen eine solche Gefahr drohen konnte.
Da bis Sonnabendmittag, 17. Februar, keine unmittelbare Gefahr für unser Abschnittsgebiet bestand, hob ich den Bereitschaftsdienst erst einmal auf. In den frühen Morgenstunden des Sonnabends beteiligten sich unsere Einsatzgruppen dann als erste an den Deichinstandsetzungsarbeiten. Um 6 Uhr wurde für das gesamte Kreisgebiet Großalarm gegeben, um möglichst viele Helfer an die Deiche zu bekommen. Auch hier bewährten sich die Helfer der DLRG bestens. So hat die Büsumer 0rtsgruppe bei der Wiederherstellung der Sicherheit stark mitgeholfen. Ein Teil der Büsumer Bevölkerung wurde am frühen Morgen nach Heide und Albersdorf evakuiert. Auch hier waren unsere Mitglieder als Helfer dabei. Die Gruppen, die unmittelbar zu den Deichgeschädigten gehörten, waren bis zum Montag im Einsatz."
Soweit der instruktive Bericht des Kameraden Rhaden. Es hat sich
gezeigt, dass die Helfer der DLRG trotz ihrer beschränkten Möglichkeiten
überall voll ihren Mann gestanden haben. Das kommt in
zahlreichen anerkennenden Dankesworten zum Ausdruck, die in den
verschiedenen Zeitungen veröffentlicht wurden. Sehr geehrter Herr Rhaden! Es ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis, den Männern der DLRG im
Kreise Norderdithmarschen für ihre vorbildliche und über alles Lob
erhabene Hilfsbereitschaft bei der in der Nacht vom 16. auf den 17.
Februar 1962 über uns hereingebrochenen Sturmflut- Katastrophe im
Namen des Kreises Norderdithmarschen den tiefempfundenen Dank zu
sagen. Durch ihre unermüdliche Einsatzbereitschaft haben sie dazu
beigetragen, die Bevölkerung der gefährdeten Gebiete vor Schaden an
Leben und Gut zu bewahren. Aus dem Bezirk Husum schreibt der Kamerad Krause, dass durch die Sturmflut die Badegelegenheit und damit die Ausbildungsstätte der DLRG am Husumer Steindeich zerstört worden ist. Die Umkleidekabinen, der Verkaufsstand und nicht zuletzt die Räume der DLRG-Station sind ein Opfer der See geworden. Das wenige Material und Mobiliar ist zerstört worden oder konnte nur unter großen Schwierigkeiten stark beschädigt geborgen werden. In Husum sieht man deshalb mit wenig Zuversicht der kommenden Badesaison entgegen. Auf der Insel Nordstrand hatte man mehr Glück. Dort ist durch die Sturmflut DLRG-Eigentum nicht nennenswert beschädigt worden, da die Station am Süderhafen über eine auseinandernehmbare Baracke verfügt, die mit dem anderen Inventar sicher untergebracht war. In Schleswig-Holstein ist man, im Gegensatz besonders zu Hamburg, wo so viele Menschenopfer zu beklagen waren, noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen, wenngleich ganz erhebliche Sachschäden entstanden sind. Die DLRG an der schleswig-holsteinischen Westküste wird aber, auch wenn ihre Stationen zum Teil zerstört oder erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden sind, auch in der bevorstehenden Badesaison voll einsatzfähig sein. |
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